Als kreative Bildungsintervention möchten wir alteingesessene und zugezogene Augustusburger:innen jeden Alters und Hintergrunds wie auch Besucher:innen der Stadt in unserem Pop-Up-Animations-filmstudio im Stadtzentrum ins Erzählen mittels Stop-Motion-Animation eintauchen lassen. Im Rahmen unseres Kunstprojekts „Augustusburg WIEDERvereint“ sammeln wir persönliche Geschichten über das Leben in Augustusburg während der Wendezeit. Interessierte werden von uns ermutigt, von ihren Erfahrungen zu erzählen und diese dann mit Hilfe der Stop-Motion-Technik zu verfilmen. Hierbei können die Teilnehmenden nicht nur den künstlerischen Entstehungsprozess eines Animationsfilms kennenlernen, sondern auch selbst aktiv dazu beitragen: Sie können Hintergründe und Kulissen wie auch Protagonist:innen entwerfen und umsetzen, mit uns ein Drehbuch entwickeln und selbst Sequenzen aufnehmen und vertonen. Die Stop-Motion-Animation, die mit Fotoaufnahmen arbeitet, deren Inhalt von Hand gemalt, arrangiert und bewegt wird, ermöglicht gerade Laien und Menschen, die sonst kaum Berührungspunkte mit moderner Technik haben, einen einfachen Zugang zum Geschichtenerzählen in der Welt des Films.
Mit unserer kreativen Bildungsintervention möchten wir nicht nur Kreativität und einen Dialog über die Erfahrungen zu Zeiten der Wiedervereinigung anregen, sondern den Teilnehmenden Wertschätzung vermitteln, indem wir aufzeigen, wie wertvoll ihre Erlebnisse sind und wie wichtig ist es, miteinander darüber zu sprechen, sich gemeinsam zu erinnern und diese Erinnerungen mit der jüngeren Generation und Außenstehenden zu teilen. Um den subjektiven Erfahrungen von Augustusburger:innen bildlich Form zu verleihen, verarbeiten wir sie zusammen zu künstlerischen Filmsequenzen. Sofern Interesse besteht, produzieren wir aus den gedrehten Sequenzen einen kompletten Animationsfilm über die Erinnerungen der Augustusburger:innen, den wir im Rahmen einer Filmvorführung gemeinsam mit allen Teilnehmenden präsentieren.Unser gemeinschaftlich geschaffener Film trägt nicht nur zur Augustusburger Erinnerungskultur bei, mehr noch möchten wir über die gemeinsame kreative Arbeit einen selbstbewussteren Umgang mit den eigenen Erfahrungen fördern und Menschen zum offenen Dialog sowie zur künstlerischen Aufarbeitung der Erlebnisse vor, während und nach der Wiedervereinigung anregen. Die Arbeit am Film bedeutet eine Selbstermächtigung für alle, die darin ihre persönlichen Erfahrungen teilen und verarbeiten können, aber auch für die Menschen, die sich in den Erfahrungen anderer wiederfinden und sich dadurch gesehen und gehört fühlen. Über generationsübergreifende Partizipation am Projekt möchten wir die Augustusburger Zivilgesellschaft stärken, etwa indem wir durch den offenen Dialog und die künstlerische Zusammenarbeit ein Gefühl von Zusammenhalt kreieren. Im kreativen Austausch über die Vergangenheit wollen wir auch gemeinsam darüber nachdenken, wie wir unsere Gegenwart gestalten möchten.
Projektvorhaben:
Zu unserem Projekt möchten wir Augustusburger:innen unabhängig von Herkunft, Alter und Geschlecht einladen. Jeder Mensch ist willkommen mit uns in die Animationsfilm-Technik einzutauchen und sich niedrigschwellig kreativ auszutoben. In einer Reihe von Workshops sammeln wir Geschichten von Augustusburger:innen, die die Zeit vor, während und nach der Wiedervereinigung in der Stadt persönlich erlebt haben und von ihren Erfahrungen erzählen möchten. Diese Geschichten übertragen wir, gemeinsam mit interessierten Beteiligten, in ein Storyboard, sprich ein gezeichnetes Drehbuch. Aus jeder Geschichte entsteht eine kurze animierte Sequenz, die später in einen Animationsfilm einfließen kann. Gemeinsam gestalten und zeichnen wir dafür Objekte und Hintergründe, gleichzeitig probieren wir die Stop-Motion-Technik aus und nehmen erste Szenen auf. Wir planen insgesamt 12 Veranstaltungen in unserem Animationsstudio, das wir mobil in unterschiedlichen Räumen in der Augustusburger Innenstadt aufbauen. Mit interessierten Einwohner:innen und Besucher:innen arbeiten wir an Animationsfilmsequenzen, wobei das Projekt einem offenen Atelier gleicht. Jeder ist willkommen, eigene Geschichten und Gedanken mit uns zu teilen, passende Figuren und Hintergründe zu gestalten und diese mittels Stop-Motion-Technik zu animieren. Indem die Beteiligten aktiv an der Entstehung eines Animationsfilmes mitwirken, wächst ihr Vertrauen in die eigenen kreativen Fähigkeiten. Zudem werden sie angeregt, die Augustusburger Vergangenheit, die Jahre vor, während und nach der Wiedervereinigung mit uns auf spielerische Weise zu reflektieren. Die Gegenwart trägt die Spuren der Vergangenheit. Niemand existiert ohne Prägungen und Erfahrungen, die wiederum unsere heutigen Entscheidungen beeinflußen. Die Menschen, die den strukturellen Wandel nach Wiedervereinigung erlebt haben, haben ihn in unterschiedlicher Weise erlebt. Als der Sicht von „Westdeutschen“ gilt dieser Prozess oftmals als historisch abgeschlossen, im Osten begleiten diese Erfahrungen die Menschen bis heute. Wir laden mit dem Projekt alle Generationen zum runden (Bastel-)Tisch ein, um persönlichen Erlebnisse offen miteinander zu teilen und durch das Medium Animationsfilm auch für später oder anderswo Geborene sicht- und erlebbar zu gestalten.
Interaktion/Partizipation: Wir möchten den Einwohner:innen und Gästen der Stadt in unserem Projekt eine Gelegenheit bieten, in die Rolle von Erzähler:innen zu schlüpfen und partizipativ zur Erinnerungskultur beizutragen. Durch die Teilnahme an unserem Kunstprojekt verleihen wir den Einwohner:innen Augustusburgs symbolisch wie real eine Stimme. Im offenen temporären Animationsstudio geben wir unser gestalterisches und technisches Können weiter, um die Teilnehmenden bei der Umsetzung ihrer Erlebnisse in einen Film zu unterstützen, aber nicht zu bevormunden. Deshalb wird ihnen stets inhaltliche und gestalterische Verantwortung übertragen. Es werden künstlerische Freiräume geschaffen und den Teilnehmenden zahlreiche Möglichkeiten gegeben, selbst tätig zu werden. Sie werden zu Regisseur:innen und Ausstatter:innen der gemeinschaftlich produzierten Animationfilmsequenzen. So können sie Ideen entwickeln und umsetzen und hierdurch Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit erleben.Da die Workshops aufeinander aufbauen, bildet sich im Laufe des Projekts allmählich eine Kerngruppe heraus, die sich sukzessive besser kennenlernt. So schaffen wir nicht nur einen kreativen Ort, in dem die Workshopsteilnehmer:innen ihre gestalterischen Kräfte frei entfalten können, vielmehr noch kreieren wir einen Raum der städtischen Vernetzung, in dem soziale Kontakte und sogar Freundschaften zwischen den unterschiedlichsten Menschen geknüpft werden können. Bei unserem Projekt sind sie es, die aktiv und kreativ die Aufarbeitung der Augustusburger Vergangenheit angehen. Wir sind überzeugt, dass sich der gemeinsame schöpferische Prozess in der Ausgestaltung der Stadt positiv abzeichnen wird, indem die gemachten positiven Erfahrungen, etwa der Selbstwirksamkeit und der Vernetzung, bewahrt und künftig eingesetzt werden.
Projektumfang: 12 Workshops im Animationsfilm-Studio in der Augustusburger Innenstadt
Projektkosten:
8.020 Euro (7.360,- Personalkosten*; 660,- Sachkosten)
*Der Anzahl von Workshops kann erhöht oder reduziert werden, dabei verändern sich die Honorar Position „Workshopleitung“
Sofern die Produktion eines vollständigen Animationsfilmes erwünscht ist: 12.820 Euro.
Projekteinreicherinnen:
Die Soziologin, Künstlerin und Filmemacherin Lena Maria Held setzt sich in ihrer Arbeit mit den Zusammenhängen von Kunst und Gesellschaft auseinander. In Dokumentarfilmen und Kunstprojekten untersucht sie, inwiefern kreative Tätigkeiten das Zusammenleben von Menschen positiv beeinflussen können.
Karina Liutaia ist freischaffende Szenen- und Kostümbildnerin für Film und Theater und bildende Künstlerin mit den Schwerpunkten nachhaltige Ressourcennutzung und Aufleben des Textilhandwerks.Zusammen gestalten die Künstlerinnen partizipative Kunstprojekte, in denen sie mit Laien politische wie soziale Themen behandeln und so das gesellschaftsverändernde Potential von Kunst nutzen.
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